Eine Reise durch Island
Mai 2020 - aktuell kann ich mich sehr glücklich schätzen: meine Familie ist soweit gesund - und das, obwohl wir teilweise zur sogenannten "Risikogruppe" gehören.
Die für mich wichtigsten Reiseziele konnte ich in der Vergangenheit bereits ansteuern. Zum jetzigen Zeitpunkt undenkbar. Während des "Lockdown" kommen unweigerlich Erinnerungen an die bisher schönste Reise meines Lebens.
Ihr braucht ein bisschen Urlaubsfeeling der besonderen Art? O.K. - ich nehme Euch ein Stück weit mit auf eine kleine Reise in die Vergangenheit:
Island im Sommer 2017
Aus dem Alexografie-Blog-Archiv im Juni 2017:
Ein lang ersehnter Traum von Alexografie
Geschafft: eine Reise durch Island - das Land der Vulkane & Trolle …
Schon so oft vorgenommen und ebenso oft wurden die Pläne durchkreuzt. Sei es durch den seinerzeitigen Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull, dessen nahezu unaussprechlicher Name sämtliche Nachrichtensprecher zum Stottern brachte und der mit seiner riesigen Aschewolke 2010 wochenlang den Luftverkehr von Europa lahmlegte oder andere Wirren des Lebens.
Aber jetzt war es endlich soweit! Alex(ografie) und ihr Lebenswegbegleiter betraten am 07.06.2017 endlich isländischen Boden - im Gepäck natürlich ein paar ordentliche Kilo an Kameraausrüstung ;-)
Gerade eben hatte ich erst „Codex Regius“ von Arnaldur Indridason zu Ende gelesen. Ein Thriller, der von den mittelalterlichen isländischen Handschriften handelt: Islands bedeutendster Beitrag zur Weltliteratur.
Es gibt sicherlich nicht (mehr) all’ zu viel, was der Mensch auf und um Island herum noch nicht mit der Kamera eingefangen hat - incl. einem ordentlichen Schuss Bildbearbeitung. Letzteres habe ich versucht, mir weitgehend zu verkneifen: mir war es wichtig, die Eindrücke so lebendig wie möglich einzufangen - mit allem für und wider. Da durfte auch ruhig zwischendurch mal das Smartphone herhalten ;-)
Der erste Eindruck: Luft, Luft und nochmal Luft = aaaatmen! Für jemanden wie mich, der alljährlich von Heuschnupfen und Asthma geplagt sich durch die sogenannte „Kölner Bucht“ schleppt, mehr als nur reine Erholung. Auch die Kondition, täglich ca. 15 km zu Fuß (!) in und um Reykjavik zu marschieren - incl. Kameraausrüstung von mehreren Kilo's - war eine andere, als ich sie hier daheim kenne. Das fiel mir bereits am 2. Tag auf.
Daheim wäre es für mich im Sommer nahezu unmöglich, in diesem Umfang und bei den oftmals schwülen Temperaturen, sich durch’s Land zu quälen - zu Fuß. Das gelingt mir meist nur in den frühen Morgenstunden an Sonntagen in der Wahner Heide (= im Sommer um ca. 06.00 Uhr!). Doch auf Island hätte ich immer weiter laufen können - von früh bis spät.
Die Zeit auf Island erschien mir unendlich … Das lag vor allem auch daran, dass es nachts hell blieb - ungewohnt - man kommt tatsächlich mit der Zeit durcheinander. Sonnenuntergang um diese Jahreszeit etwa um 23.45 Uhr!
Island ist, wie erwartet, faszinierend: flächenmäßig der zweitgrößte Inselstaat Europas und die größte Vulkaninsel der Erde.Sie befindet sich knapp südlich des nördliches Polarkreises. Mit rund 340.000 Einwohner und nur drei Einwohnern pro Quadratkilometer ist Island das am dünnsten besiedelste Land Europas.
Doch aller landschaftlicher Faszination zum Trotz: die Preise für Speis’ & Trank uvm.! Hier mal ein paar Beispiele für die astronomischen Preise auf Reykjavik:
Tasse Kaffee = ca. 4,- - 6,- € / Bier (0,3 ltr.) = ca. 9,- € / Pizza = ca. 25,- - 30,- € / ein frisches Brot beim Bäcker = ca. 10,- €
Man muss sich schon als Besucher der Insel ordentlich was einfallen lassen, wenn man sein „Taschengeld“ nicht gleich in den ersten Tagen kompl. ausgeben will, nur um zu essen und zu trinken! Achja: Ihr wollt Euch das Rauchen abgewöhnen? Reist nach Island = eine Schachtel Zigaretten rund 12,- € ;-)
Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Finanzkrise 2008 Island besonders schwer getroffen hat: die drei größten Banken des Inselreichs standen vor dem Ruin. Denn auch die isländischen Banken fielen fast wie ein Kartenhaus durch den Zusammenbruch der Investmentbank "Lehman Brothers“ (USA) auseinander. Island stand kurz vor einem Staatsbankrott, da die isländische Krone (ISK) massiv an Wert verloren hatte.
Der Flair der Café’s, Szene- und Hafen-Kneipen in Reykjavik (rund 122.460 Einwohner) ist unbestritten etwas Besonderes und erinnert mich auch oft an unsere damalige Reise durch Irland bzw. Dublin: locker & gemütlich … unaufdringlich - der oftmals auch (gewollt!) altmodische Charme, der einen an die guten alten Zeiten bei Oma & Opa erinnert. Man fühlt sich nur selten fremd!
Die Bevölkerung vermittelte einem eine gewisse Leichtigkeit, die unsereins (insbesondere im dichtbesiedelten Bundesland NRW!) fehlt. Irgendwie scheinen die Isländer aus einem 24-Stunden-Tag mehr zu machen, als wir hier zu Lande.
Das mag zu einem auch an den Trollen und Gnomen liegen, an die eine Vielzahl der Isländer fest glaubt, als auch an den ringsherum aktiven Vulkanen (von rund 130 Vulkanen werden aktuell ca. 30 an der Zahl als aktiv eingestuft und täglich gibt es bis zu 45 leichte Erdbeben!). Einer davon ist „Katla“, dessen Ausbruch für Island und auch ganz Europa verheerende Folgen hätte. Er ist einer der größten Vulkane auf Island. In den vergangenen Monaten wurden auffallend viele Erdbeben verzeichnet. „Katla“ würde bei einem Ausbruch nicht nur für eine gigantische Aschewolke sorgen, sondern auch für eine riesige Flut. Da der Krater unter einem Gletscher liegt, würde mehr geschmolzenes Gletschereis das Tal hinunterströhmen, als der Amazonas Wasser führt.
Die Insel vermittelt einem - ob man will oder nicht - einen tiefen Respekt vor Mutter Erde! Man kehrt mit Ehrfurcht wieder nach Hause: wie klein sind wir Menschen und was richten wir selbst doch für große Schäden an!
Wieder daheim angekommen, beschlich mich gleich das Gefühl von Fernweh. Das wurde auch innerhalb der folgenden Tage nicht besser. Wie oft hatte ich schon davon geträumt, fern ab von der Hektik des Alltages, ein zu Hause haben zu können, mitten im Grünen, umringt von Bäumen, an einem See, einem Fluss oder am Meer …
Gesundheitlich war es keine Frage: jeden Tag wieder durchatmen zu können, wäre schon der größte Gewinn! Es war auch eine tiefe Sehnsucht, die schon so lange in mir schlummerte und viel, viel zu oft verdrängt wurde. Und das ging nicht nur mir so. Doch da wir uns nun endlich diesen langersehnten Traum erfüllt hatten, werde ich auch niemals die Hoffnung aufgeben, eines Tages inmitten von Mutter Natur ein zu Hause zu finden und das Gefühl zu haben, auch an einem Ort auf dieser Erde endlich angekommen zu sein. Island hat diese Hoffnung wieder neu entfacht.
© Alexografie.de / Alex We Hillgemann